Félix, du hast über 40 Amateurkämpfe bestritten und dich mehrfach als Schweizer Meister in verschiedenen Alterskategorien ausgezeichnet. Welche entscheidende Erfahrung nimmst du aus der Amateurzeit nun ins Profigeschäft mit?
Es ist essenziell, jeden Gegner ernst zu nehmen, ganz gleich, ob es ein kleiner Kampf ist oder eine grosse Herausforderung. Ich bereite mich auf jeden Kampf mit derselben Intensität vor und gehe immer mit vollem Einsatz in den Ring.
Dein Profidebüt am 23. November steht unmittelbar bevor – ein entscheidender Moment für jeden Boxer. Mit welchen Erwartungen und Gefühlen gehst du in diesen ersten Kampf?
Ich freue mich riesig, endlich als Profi in den Ring steigen zu dürfen. Dieser Schritt ist für mich die logische Fortsetzung meiner bisherigen Laufbahn und wie bei jedem Kampf möchte ich den Zuschauern ein packendes Erlebnis bieten.
Die Reduzierung der olympischen Gewichtsklassen hat deine Karriere im Amateurbereich stark beeinflusst und führte dazu, dass du eine Zeit lang nicht kämpfen konntest. Diese Phase hast du für intensives Training und Sparring in den USA genutzt. Was hast du aus dieser Zeit im Ausland mitgenommen?
Die Veränderungen bei den Gewichtsklassen haben meine Pläne wirklich durcheinandergebracht und so war es für mich im Amateurbereich nicht mehr möglich, weiterzukämpfen. Deshalb bin ich in die USA gereist, um herauszufinden, ob das Profiboxen für mich eine realistische Option ist. Die intensiven Sparrings und Trainings dort haben mir gezeigt, dass ich auch im Profibereich erfolgreich sein kann.
Du hast kürzlich mit Leander Strupler einen Schweizer Manager gefunden und einen Fünfjahresvertrag mit Swiss Pro Boxing abgeschlossen. Was sind deine konkreten Ziele für diese Zeit und wo siehst du dich am Ende dieses Zeitraums?
Ich finde es wichtig, meine Profikarriere hier in der Schweiz zu lancieren, wo alles angefangen hat. Mein Ziel ist es, mich von hier aus Schritt für Schritt dem internationalen Niveau anzunähern und das Beste aus mir herauszuholen, um so weit wie möglich zu kommen.
Seit September trainierst du unter Alain Chervet bei den Boxing Kings in Bern. Was bringt Alain in dein Training ein und was schätzt du besonders an ihm als Coach?
Alain unterstützt mich enorm und nimmt sich sehr persönlich Zeit für mich, was ich vorher in dieser Intensität nicht erlebt habe. Bisher hatte ich Trainer, die mir punktuell geholfen haben, Alain hingegen arbeitet sehr akribisch. Er weiss, was es bedeutet, den Weg zu gehen, den ich vor mir habe – im Amateur- und im Profibereich. Diese Erfahrung und die gezielte Förderung schätze ich sehr an ihm.
Viele junge Boxer zögern, den Schritt in den Profisport zu wagen. Was hat dir das Vertrauen gegeben, bereits mit 20 Jahren diesen Schritt zu gehen? Wie wichtig war dabei die Partnerschaft mit Swiss Pro Boxing?
Ich habe mir das natürlich gründlich überlegt, aber mir war klar, dass ich früher oder später Profi werden wollte. Nach den Schwierigkeiten im olympischen Boxen dachte ich mir, jetzt wäre es der richtige Moment. Ich nahm Kontakt zu Swiss Pro Boxing auf und nach einigen Gesprächen entstand unser Team mit Leander, Alain und mir – ein Team, auf das ich sehr vertraue.
Du lebst in Lausanne, wo du aufgewachsen bist, trainierst aber in Bern. Du sprichst Französisch und Deutsch und bist sowohl Schweizer als auch deutscher Staatsbürger. Wo fühlst du dich wirklich zu Hause?
Lausanne ist meine Heimat – hier bin ich geboren und aufgewachsen. Aber ich schätze es sehr, dass ich Deutsch spreche. Das erleichtert es mir, mich auch in der Deutschschweiz, wie in Bern, einzufinden und dort Fuss zu fassen.
Du lebst weiterhin bei deiner Mutter, die dich allein grossgezogen hat. Wie wichtig ist dir dieses familiäre Umfeld und wie unterstützt deine Mutter dich auf deinem Weg als Profiboxer?
Meine Mutter und ich waren immer ein starkes Team; sie hat sehr viel gearbeitet, um uns zu versorgen. Dadurch habe ich früh gelernt, selbstständig und diszipliniert zu sein. Meine Mutter unterstützt mich weiterhin in allem, was sie kann, und das bedeutet mir sehr viel. Daneben hast du einen Unterstützer, dem du eine Vaterrolle zuschreibst? Mit Francisco Guiterrez habe ich eine Art „Vater des Herzens“ gefunden – er unterstützt mich in vielen Bereichen und seine Familie ist wie eine zweite Familie für mich geworden.
Dein zweiter Profikampf ist bereits angesetzt: am 26. Dezember beim traditionellen Boxing Day in der Kursaal Arena in Bern. Was bedeutet es für dich, so früh vor grossem Publikum anzutreten?
Das wird ein Highlight in meiner bisherigen sportlichen Laufbahn – ein bedeutender Moment, auf den ich mich intensiv vorbereite. Ich will beweisen, wie ernst ich es meine und meine Dankbarkeit mit einer beeindruckenden Leistung zeigen.
Was dürfen die Schweizer Boxfans in den kommenden Kämpfen von dir erwarten?
Meine Kämpfe sind stets spannend und voller Action, das ist mein Stil. Jetzt im Profibereich wird das Spektakel sogar noch grösser: Die Kämpfe dauern länger, die Handschuhe sind kleiner – das macht sie noch intensiver und dynamischer.